Der Weg ins Glück ist verborgen im Herzen



Sonntag, 18. Dezember 2011

Der Weihnachtsbaum

Jubeln sollen alle Bäume des Waldes vor dem Herrn, / wenn er kommt, um die Erde zu richten. 1 Chr 16,33

Jauchzt, ihr Himmel, denn der Herr hat gehandelt; / jubelt, ihr Tiefen der Erde! Brecht in Jubel aus, ihr Berge, / ihr Wälder mit all euren Bäumen! Denn der Herr hat Jakob erlöst / und an Israel bewiesen, wie herrlich er ist. Jes 44,23

Impuls


Die Tradition des Weihnachtsbaum entstand in Deutschland Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts. Die Tanne oder Fichte, deren Grün nicht stirbt symbolisiert den Baum des Lebens, der im Paradies steht und uns durch das Flammenschwert des Engels verschlossen blieb. Deshalb behängte man den Baum mit Äpfeln, zur schmerzhaften Erinnerung an den Sündenfall, aber auch um zu verdeutlichen, dass das Exil nunmehr durch die Ankunft des Messias ein Ende hat. Die Kerzen sind das Licht, das uns im Erlöser in der Krippe aufstrahlt. Und den Weg dorthin weist uns der Stern auf dem Wipfel der Tanne. So war der Weihnachtsbaum ursprünglich eine nonverbale Predigt über den Heilsplan Gottes. Heute, da man den Weihnachtsbaum mit allem Möglichen behängt und vorwiegend in den Konsumtempeln unserer Zeit auffindet, hat sich seine Bedeutung stark gewandelt.

Donnerstag, 15. Dezember 2011

Eine kleine Weihnachtsgeschichte

Dieses Jahr wird Weihnachten von einem Jahrtausend Ereignis geprägt sein. Hier steht alles über den Jahrtausendkometen


Und hier ein weihnachtlicher Auszug aus "Abbas und Rebecca":

Fiat, ein Engel wartet


Nazareth, der kleine Ort auf den Hügeln Galiläas, der mehr aus Höhlen als aus Häusern besteht, und deshalb von Durchreisenden, besonders dann, wenn es  Judäer sind, oft für kleiner gehalten wird, als es ist, dieses Nazareth hat sich bereits zur Nachtruhe begeben, und man ist dabei das Maariv, das Abendgebet zu verrichten, so auch eine junge Frau im Haus am Rande des Dorfes.

Anders als bei den meisten Nazarenern, ja sogar anders als bei den Judäern, ist ihr Gebet von einer tiefen Sehnsucht nach dem Kommen des Ha Masiach , dem Gesalbten Israels, durchdrungen. Nicht, das dies nicht die Sehnsucht eines jeden Juden wäre, dessen Kommen man an jedem Shabbat entgegenfiebert, nein, es ist eine Sehnsucht, wie sie nur ihrem Herzen entspringen kann und keinem anderen, und das ist letztlich ein Geheimnis.

So schließt also Myriam, die junge Frau aus Nazareth, in ihr Maariv die Bitte um das Kommen des Ha Masiach  in einer Weise ein, wie nur sie es kann und das Gelübde, das sie dafür abgelegt hat, unterstreicht dabei die Ernsthaftigkeit ihrer Bitte in überzeugender Weise.

Myriam, die auch die fünf Bücher Mose kennt, aber immer schon mehr von Seiner Barmherzigkeit, als von Seiner Gerechtigkeit angezogen wurde, wollte, wie es im sechsten Kapitel, des Buches Numeri, dem vierten Buch des Mose, vorgeschlagen wird, dem Herrn etwas besonderes tun, und zwar um des Kommens des Ha Masiach  willens.

Wenn ein Mann oder eine Frau etwas besonderes tun will und das Nasiräer Gelübde ablegt, so dass er ein dem Herrn geweihter Nasiräer ist, dann soll er auf Wein und Bier verzichten.[1]

Aber Myriam legte nicht dieses Gelübde ab, denn auf Wein und Bier zu verzichten, war für sie nichts besonderes, weil es das meistens ohnehin nicht gab im unbedeutenden und vielleicht auch deshalb etwas arm erscheinenden Nazareth. Nein, ihr Gelübde war anders.

Sie wollte auf etwas verzichten, was sich jede Frau Israels als besondere Auszeichnung wünscht. Sie wollte darauf verzichten, Mutter des ha Masiach  zu werden und dies schloß auch den Verzicht auf andere Kinder mit ein, denn man konnte ja nie wissen, ob nicht doch der Haha Masiach  darunter wäre. Sie verzichtete, damit eine andere Frau Israels endlich dem ha Masiach das Leben schenken könne, und so tat sie etwas besonderes für den Herrn.

Als gesetzestreue Jüdin, hat Myriam ihrem Vater von dem Gelübde erzählt und ihr Vater schwieg dazu und damit trat das Gelübde in Kraft. Denn die Wirksamkeit ihres Gelübdes lag im Schweigen:

Schweigt ihr Vater dazu, so treten die Gelübde
oder jede Enthaltung, zu der sie sich verpflichtet hat, in Kraft.[2]

 Auch als ihr später durch einen Mandelzweig nahegelegt wurde, sich zu verloben, und damit die Heirat und der Wunsch des zukünftigen Mannes, nach dem Traum eines jeden männlichen Israeliten unausweichlich schien,  blieb ihr Gelübde in Kraft, den Josef gab ihr zu verstehen, dass er auch an dem Tage, wo er nicht mehr ihr Verlobter, sondern ihr Mann sein würde, vorhabe zu ihrem Gelübde zu schweigen, und damit auf seinen Traum zu verzichten.

Die Haare Josefs, die auf seinem Nacken in einen langen Zopf mündeten, machten seine Worte glaubwürdig, zeichneten sie ihn doch als Nasiräer aus, dessen Gelübde noch in Kraft war:

Solange das Nasiräergelübde in Kraft ist,
soll auch kein Schermesser sein Haupt berühren.
Er soll sein Haar ganz frei wachsen lassen.[3]

Durch das Schweigen zweier Männer also blieb Myriams Gelübde in Kraft. Bis zu jenem Tag, ihres Maariv, zu einer Stunde, als Nazareth bereits schlief und deshalb niemand das bläuliche Licht sehen konnte, das aus einem Türspalt drang. Denn zu jener Stunde sprach ein anderer und setzte damit das Gelübde ausser Kraft aber in einer Weise, wie nur er es konnte, und das ist ein weiteres Geheimnis.

 Es war nun eine völlig neue Situation für Myriam, als ihr plötzlich mitten im geheimnisvollen, prophetischen Blau die Stimme des Dunkelrund, aus dem Munde eines Geistwesens, die Bitte vortrug, die Mutter des ha Masiach zu werden.

 Und sie dachte, was soll aus meinem Gelübde werden?

Der Engel wartete.

Und sie dachte weiter, was würde Josef dazu sagen? Diese Frage war berechtigt.

Der Engel wußte das, aber er wußte auch, dass es eine Prüfung war und so wartete er.

...und ihr Vater, ihre Mutter?

Der Engel wartete.

und Nazareth und die Welt? Und...

Fiat!

Und jene, die um des Himmelreiches willen, um des Kommens des Masiach willen, ohne Kinder bleiben wollte, wurde zur Mutter der Erlösung.

Der Engel wartete nicht mehr.

Myriam hatte die Prüfung bestanden und die Prüfung Josefs hatte begonnen, denn nun musste Myriam schweigen.

Das traumverborgene Dunkelrund

 

Drei Monate später muß Josef sein Examen ablegen, sein Prüfer ist der Heilige Geist und die Prüfung, in der sich Josef bewähren muß, ist das gesamte Spektrum menschlichen Vertrauens und die für die Benotung schwerwiegende Frage, ob Gerechtigkeit vor Barmherzigkeit geht oder die Barmherzigkeit vor Gerechtigkeit.

Als sich Josef an der Stelle Abishais sieht und das Mosaische Gesetz auf eine Entscheidung drängt, entscheidet er sich anders, als Abishai vor zehn Jahren, für die Barmherzigkeit. Die in ihm verbliebene Gerechtigkeit, eine ungeheure Kraft, nutzt er nach seiner Entscheidung, um im Garten den wilden Rosenstrauch, der gleich neben dem Mandelstab wächst, zu stutzen. Jener Rosenstrauch, dessen Zweige es gewagt hatten Myriams Kleid, der Mutter des Erlösers Kleid ,was er aber noch nicht wissen konnte, eben an jener Stelle aufzureissen, die ihm heute soviel Kraft abnötigt, und das war damals vor sechs Monaten, als sie aufbrachen Elisabeth und Zacharias zu besuchen. Dann greift er zu den Steinen der Gerechtigkeit, die überall in Israel herum liegen, versieht sie mit einem Warum und schleudert sie weit von sich, so weit er es geht und dabei verdrängt er den Wunsch, das Ziel seiner Steine möge jener sein, der Myriam daran hindert, ihr Gelübde zu halten.

Was Josef nicht weiß, ist, dass gerade im Dornen- und nicht im Menschenschlachten, im Steine werfen, aber nicht auf Menschen, seine Prüfung bestand. Er weiß daher auch nicht, dass er die Prüfung bereits bestanden hat und deshalb ist es für das Dunkelrund notwendig, nochmals in Erscheinung zu treten, und zwar im Traum.

Josef sitzt auf einer Buchrolle. Es ist das Gesetz des Mose. Er ist barfuß. Er muß das Gesetz zu Myriam rollen. Myriam steht am Horizont. Die Sonne geht hinter ihr unter. Die Sonne ist gleich unter gegangen und seine Aufgabe ist es Myriam zu erreichen, bevor die letzten Strahlen erloschen sind. Dabei darf er die Buchrolle nicht verlassen. Der Weg ist voller Dornen. Sie bohren sich in seine Füße. Sie schmerzen. Der Weg ist voller Schlaglöcher und aus jedem Loch schaut ein Warum. Ein Warum ist gefährlich. Am gefährlichsten ist das Warum mit dem Mandelzweig. Die Löcher lassen ihn fast stürzen, die Dornen bohren und Josef bietet alle Kräfte auf, um im Gleichgewicht zu bleiben. Es sind nur noch drei Strahlen über dem Horizont und er hat erst die Hälfte des Weges hinter sich. Er weiß nicht, ob er es schafft. Seine Füße bluten, aber er muß weiter. Er darf nicht aufhören zu rollen, sonst schafft er es nicht rechtzeitig. Er beißt die Zähne zusammen und seine Füße rollen und bluten, bluten und rollen. Er möchte über die Dornen laufen, dann geht es schneller, aber er darf die Rolle nicht verlassen. Ohne Rolle ist er nicht geschützt. Ohne Rolle verschlingt ihn ein Warum. Er ist so müde, so müde und die Füße bluten und da – fangen ihn die Arme Myriams auf, und sie ist die Mutter des Erlösers, und das Kind in ihrem Leibe hüpft vor Freude. Josef erwacht, und da, da, nur für einen kurzen Moment, aber länger als ein Zündholz brennt, leuchtet es auf das Dunkelrund, und es ist ihm als sage die Stimme:

Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Myriam als deine Frau zu nehmen, denn das Kind, was sie erwartet, ist vom Heiligen Geist.

Und die Stimme klärt auch gleich die Frage um den Namen:

Sie wird einen Sohn gebären;
ihm sollst du den Namen
Jesuah, ע ו ש י geben.[4]

 Damit ist klar, dass, das, was bei Sarah zur Frauensache wurde, bei Josef nicht Männersache ist, weil es durch das Dunkelrund bereits zur Engelsache geworden war. Und noch etwas anderes war ihm beim erwachen:
Denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.[5]

Und damit geht ein Traum in Erfüllung, nicht nur der Traum eines jeden männlichen Israeliten, sondern auch der besondere Traum von Josef, Nikodemus und Simeon, der in Jerusalem, darauf wartet, seinen Traum endlich in die Arme nehmen zu dürfen, denn das war ihm versprochen worden.
 
Und dann erfaßte Josef eine Freude, die nicht von dieser Welt war.


[1] Num 6, 2-3
[2] Num 30, 5
[3] Num 6,5
[4] Lk 1, 31
[5] Mt 1,21